Innovationspreis Abwasser 2012 - Stadt Cham
Foto: Richard Fischer (Bauabteilung), StM Dr. Marcel Huber, Karin Bucher (1. Bürgermeisterin), Josef Mühlbauer (Kläranlage)
Planer
Ingenieurbüro Dr.-Ing. Friedrich Kramer
Projekttitel
Innovative, energieeffiziente Abwasser(vor)behandlung eines Indirekteinleiters mit Hilfe der „intelligenten Flotation“ bei direkter Energiegewinnung aus dem anfallenden Flotatschlamm im Faulturm der Kläranlage
Kurzbeschreibung
In die kommunale Kläranlage (38.200 EW) leitet ein milchverarbeitender Betrieb seine mittels SBR-Technik vorbehandelten Abwässer ein. Die Belastung der biologischen Stufe der kommunalen Anlage durch den Molkereibetrieb beträgt 60 % der Zulaufschmutzfracht. Die Einleitung des Molkereiabwassers erfolgt, anschließend an eine vorhandene Druckleitung, über ein offenes Gerinne in den öffentlichen Mischwasserkanal. Das geplante Konzept sieht vor, die ursprünglichen SBR-Behälter zukünftig als Misch- und Ausgleichsbehälter zu nutzen und auf die molkereiinterne biologische Behandlung zu verzichten. Das Molkereiabwasser soll dann über eine teilweise neu zu errichtende, 2.000 m lange Druckleitung zur Kläranlage transportiert werden. Dieses Abwasser wird dann in einer chemisch-physikalischen Flotationsanlage behandelt, in der die Chemikaliendosierung bedarfsgerecht, d. h. frachtabhängig und nicht mengenproportional erfolgt („intelligente Flotation“). Die anfallenden fett- und eiweißreichen Flotatschlämme werden direkt dem bestehenden Faulbehälter der Kläranlage zugeführt. Daraus resultiert eine erhebliche Steigerung des Faulgasertrages und der Eigenstromerzeugung auf der Kläranlage. Da der Belüftungsbedarf für die Vorbehandlung entfällt und die Belebungsstufe der Kläranlage zudem mit geringeren Kohlenstofffrachten beaufschlagt wird, sinkt der Energiebedarf für die Belüftung insgesamt. Der feststoffarme Ablauf der Flotation, welcher noch immer eine Temperatur von 24 °C aufweist, soll zur Nutzung der Wärme zur Beheizung der Kläranlage, zur Trocknung von Klärschlamm und/oder mittels eines Nahwärmenetzes zur Beheizung von Gebäuden verwendet werden.
Bewertung
Bei dem vorgestellten Konzept handelt es sich um eine stoffstromspezifische Abwasserbehandlung. Das Vorhandensein des Faulbehälters auf der Kläranlage lässt es sinnvoll erscheinen, dort auch die Abtrennung der Organik aus dem Molkereiabwasser durchzuführen und diese energetisch zu verwerten. Die Kombination aus separater Zuleitung von Industrieabwasser und gezielter Vorbehandlung mittels Flotation zum Zweck der Energiegewinnung ist bisher in Bayern nicht bekannt.
Voraussetzung für dieses Konzept ist, dass sich ein Industriebetrieb, der über flotierbares Abwasser verfügt, in der Nähe einer Kläranlage mit Faulung befindet, so dass der Bau einer Druckleitung sowie der Flotationsstufe wirtschaftlich darstellbar ist. Grundsätzlich kann dieses Konzept jedoch Anlass für andere Kommunen sein, Synergien zwischen Industriebetrieben und Kläranlage näher zu untersuchen, so dass eine Übertragbarkeit grundsätzlich gegeben ist. Aufgrund der erforderlichen Größenordnung des Lebensmittel-/Industriebetriebs sowie der Kläranlage ist dieses Konzept eher weniger für ländliche Gebiete geeignet.
Kosten
Voraussichtlich 3.466.000 Euro
Baubeginn, Bauende
01.08.2013 – 30.11.2014