Projektverbund BayÖkotox – Ökotoxikologische Bewertung von Stoffen in der Umwelt
„Alle Ding' sind Gift und nichts ist ohn' Gift - allein die Dosis macht, daß ein Ding' kein Gift ist“. Dieses berühmte Zitat des Schweizer Arztes namens Theophrastus Bombast von Hohenheim, der uns als Paracelsus bekannt ist, spiegelt den Bezug von Stoffen zur Umwelt und zum Menschen wider. Zunehmend werden immer mehr Partikel und Stoffe durch unser Handeln und Wirtschaften in die Umwelt eingetragen und hinterlassen dort Spuren. Die Ökotoxikologie untersucht die Auswirkungen von chemischen Stoffen oder Partikeln auf Pflanzen, Tiere und Umweltmedien. Dabei werden alle biologischen Ebenen betrachtet, von der kleinsten Ebene der Moleküle bis hin zu ganzen Ökosystemen. Für die Politik und die Umweltverwaltung liefert die Ökotoxikologie wertvolles Hintergrundwissen und Entscheidungsgrundlagen für den Umgang mit Stoffen und ihren Produkten.
Ökotoxikologie in Bayern
Die Ökotoxikologie untersucht die Auswirkungen von Chemikalien oder Partikeln auf die Umwelt.
zum VideoIm Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz hat das Bayerische Landesamt für Umwelt den Projektverbund BayÖkotox konzipiert. Sechs anwendungsorientierte Fachprojekte erforschen interdisziplinär aktuelle Themen und gesellschaftliche Fragestellungen aus den Schwerpunktthemen „Insekten“, „Verkehr“ und „Baustoffe“. Gerade für komplexe Zusammenhänge lohnt sich die Zusammenarbeit an der Schnittstelle diverser Fachdisziplinen wie Biologie, Ökologie und Ingenieurwissenschaften. Einige der Projekte haben für die erfolgreiche Umsetzung ihrer Vorhaben Kooperationen geschlossen, beispielsweise mit Imkern aus der Region oder auch mit wissenschaftlichen Partnern im Ausland. Die Projekte wurden im Rahmen eines Bewerbungsverfahrens unter Beteiligung externer Gutachter ausgewählt.
Teilprojekte:
Der Projektverbund läuft vom 01.02.2020 bis zum 31.01.2023 und besteht aus drei Schwerpunkten mit insgesamt sechs Forschungsprojekten und einem Vorhaben, das den Verbund koordiniert. Die beteiligten Forschungseinrichtungen sind in der Karte ersichtlich. Neben der Universität Bayreuth und der Universität in Regensburg, welche jeweils zwei Projekte beheimaten, sind die Hochschule Coburg und die Universität Würzburg mit jeweils einem Projekt am Verbund beteiligt. Das Koordinierungsvorhaben wird vom Bayerischen Landesamt für Umwelt, Standort Augsburg, durchgeführt.
Koordinierungsvorhaben
Besonders an BayÖkotox ist die Konzeption der Forschungsprojekte in einem Projektverbund. Während der Laufzeit finden regelmäßige Austausch- und Netzwerkveranstaltungen, digital und in Form von persönlichen Treffen statt. Davon profitiert die Arbeit an den Projekten und damit wird das Ziel, die bestehenden Fachinstitute besser miteinander zu vernetzen, unterstützt. Das Landesamt für Umwelt koordiniert den Projektverbund inhaltlich und organisatorisch.
Schwerpunkt: Insekten

Teilprojekt 1 Einfluss von Insektengiften auf die Partner- und Wirtsfindung
Prof. Dr. Joachim Ruther
Institut für Zoologie, Professur für Chemische Ökologie, Universität Regensburg
Auch wir kennen das: viele Dinge wie beispielsweise Genussmittel oder Stress bringen uns nicht direkt um, beeinträchtigen aber langfristig unsere Gesundheit. Dieses Projekt untersucht beinahe tödliche Effekte auf Insekten am Beispiel einer Parasitoidwespe.
Teilprojekt 2 Honig- und Wildbienen unter Stress
Prof. Dr. Ricarda Scheiner
Lehrstuhl für Verhaltensphysiologie u. Sozialbiologie, Universität Würzburg
Mischtoxizität: Dieses Projekt untersucht mögliche zusammenhängende Wirkungen verschiedener Pflanzenschutzmittel auf das Überleben und das Verhalten von Honig- und Wildbienen.
Teilprojekt 3 Verunreinigungen in Bienenwachs
Prof. Dr. Erhard Strohm
Institut für Zoologie, Professur für Evolutionäre Ökologie, Universität Regensburg
Um dem Insektensterben zu begegnen ist es wichtig, Klarheit über die Hintergründe und die Zusammenhänge zu haben. Ziel des Projekts ist es, Schadstoffe in Bienenwachs zu erfassen und die Rolle dieser Stoffe für die Bienengesundheit zu beleuchten.
Schwerpunkt: Verkehr

Teilprojekt 4 Einfluss von Feinstaub auf Insekten
Prof. Dr. Heike Feldhaar
Lehrstuhl für Tierökologie I, Universität Bayreuth
Das Projekt soll zu einem besseren Verständnis der Auswirkungen von luftgetragenen Schadstoffen aus dem Verkehr auf Insekten beitragen und Impulse zur Weiterentwicklung technischer Lösungen geben. Im Fokus der Betrachtung steht dabei die Erdhummel.
Teilprojekt 5 Einfluss von Feinstaub auf Pflanzen
Prof. Dr. Stephan Clemens
Lehrstuhl für Pflanzenphysiologie, Universität Bayreuth
Welche Effekte haben Partikel aus dem Verkehr, wie beispielsweise Bremsabrieb auf Pflanzen? Das Projekt analysiert das Vorkommen metallischer Ultrafeinstäube in Pflanzen, ihre Herkunft und ihre Auswirkungen.
Schwerpunkt: Bauen

Teilprojekt 6 Bewertung Biozid-haltiger Baustoffe
Prof. Stefan Kalkhof
Institut für Bioanalytik, Hochschule Coburg
Was zum Schutz verwendet wird, kann auch zur Gefahr werden: Ziel ist es, zu identifizieren, inwiefern die Aktivität, Belastbarkeit und biologische Diversität von Böden durch Biozid-haltige Baumaterialien beeinträchtigt werden.
Gesamtfinanzierung
Der Projektverbund wird mit 2,1 Millionen Euro durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz finanziert.