Ein halbes Jahrhundert Bewahrung unserer Lebensgrundlagen:
das Bayerische Umweltministerium
"Wer sich um bedrohte Natur sorgt, gilt als harmloser Irrer, den man bestenfalls nicht ernst nimmt.“
Diese Einstellung war bis Ende der 1960er Jahre in vielen Köpfen fest verankert. Umweltschäden erschienen als unvermeidbare Begleiterscheinungen des wirtschaftlichen Aufschwunges. Noch 1970 gingen 90 Prozent der Bürgerinnen und Bürger Bayerns davon aus, dass man die Luftqualität nicht wieder verbessern könne. Doch es gab auch schon erste Gegenströmungen. Zu deutlich wurden gravierende Missstände sichtbar, wie das Fischsterben im Rhein oder das Waldsterben. Katastrophen wie in Seveso 1976, eines der größten Umweltunglücke in Europa, trieben den Bewusstseinswandel voran.
1970 wird das bayerische Umweltministerium gegründet
Als erstes deutsches Bundesland erkannte Bayern die besondere Bedeutung des Umweltschutzes. Am 8. Dezember 1970 beschloss der Bayerische Landtag die Gründung des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen . Es war nicht nur das erste Umweltministerium in Deutschland, sondern auch das erste in Europa und weltweit. Ministerpräsident Dr. Alfons Goppel gab damals im Bayerischen Landtag eine Begründung, die heute noch ganz aktuell klingt: "Die Bedrohung unserer Lebensgrundlagen durch die zunehmende Technisierung der Welt und den unkontrollierten Egoismus der einzelnen lässt es nicht zu, den Umweltschutz heute noch von den Ministerien gesondert unter den verschiedensten Teilaspekten wahrzunehmen.“ Die Bündelung des Umweltschutzes in einem unabhängigen Ministerium sei notwendig. Nur so könnten die staatlichen Bemühungen um die Umwelt eine möglichst große Wirkung entfalten.
Pionierrolle Bayerns im Umweltschutz
Nicht nur bei der Gründung des Umweltministeriums übernahm Bayern eine Pionierrolle. Auch bei der Umwelt-Gesetzgebung und der Schaffung von Umwelt-Standards war der Freistaat Vorreiter. Das bayerische Naturschutzgesetz von 1973 war seinerzeit das modernste Naturschutzrecht in Europa. 1974 lag das erste Umweltprogramm vor, das dann alle vier Jahre fortgeschrieben wurde. Im selben Jahr wurde das vollautomatische lufthygienische Landesüberwachungssystem Bayern in Betrieb genommen. Bayern war damit das erste Land, das die Luftschadstoffe kontinuierlich überwachte. 1978 wurde das weltweit erste Kernreaktor-Fernüberwachungssystem in Betrieb genommen.
1984: Der Umweltschutz erhält Verfassungsrang
Einen Meilenstein bayerischer Umweltpolitik markiert das Jahr 1984: Umweltschutz wurde Staatsziel in der Bayerischen Verfassung. Die Verpflichtung, die natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten, erhielt damit zum ersten Mal in Deutschland Verfassungsrang. Diese Entscheidung prägt den Umweltschutz in Bayern noch heute.
Von der Reparatur zur Vorsorge – neue Schwerpunkte in der Umweltpolitik
Im Laufe der 1980er Jahre setzte Bayern neue Schwerpunkte in der Umweltpolitik. In den ersten zehn Jahren war es vor allem darum gegangen, die wichtigsten organisatorischen und gesetzgeberischen Voraussetzungen für einen modernen Umweltschutz zu schaffen. Nun wandte sich Bayern verstärkt der Vorsorge zu. Es ging nicht mehr nur darum, einzelne Umweltaspekte schützen, sondern mit einem Gesamtkonzept das vielfach vernetzte Ökosystem bewahren. So beschloss unter anderem der Bayerische Landtag 1982 den Vorläufer zum heutigen Vertragsnaturschutzprogramm. 1983 wurde der Bayerische Naturschutzfonds gegründet. Die älteste und von den Fördermitteln größte Ländernaturschutzstiftung fördert Projekte zum Schutz, zur Pflege und Entwicklung der Natur und Landschaft sowie zum Erhalt der Artenvielfalt. Und unsere bayerische Biodiversitätsstrategie von 2008 war die erste Länderstrategie in Deutschland.
Gegen den Raubbau an der Natur – Herausforderungen für das 21. Jahrhundert
Der erste bayerische Umweltminister und spätere Ministerpräsident Max Streibl sagte zum 20jährigen Jubiläum des Bayerischen Umweltministeriums: „Das Wunder unseres wirtschaftlichen und sozialen Aufbaues aus dem Trümmerfeld des Zweiten Weltkriegs dürfen wir nicht durch den Raubbau an unseren natürlichen Lebensgrundlagen Boden, Wasser, Luft gefährden“.
Dieser Satz hat bis heute nichts von seiner Aktualität verloren. Unsere größte Herausforderung im 21. Jahrhundert heißt: Wohlstand und soziale Errungenschaften bewahren, ohne dabei unsere natürlichen Lebensgrundlagen und die Lebenschancen unserer Kinder und Enkel zu zerstören.
Der Klimawandel und die Anpassung an seine unvermeidbaren Folgen, die Zukunft der Energieversorgung, die Bewahrung des Artenreichtums und die Sicherung der Rohstoffe und Ressourcen erfordern große Anstrengungen aller Beteiligten. Seit 2008 haben wir etwa 1 Milliarde Euro in den Klimaschutz investiert. Bis 2016 stecken wir rund 1 weitere Milliarde in Klimaschutz, Energiewende und Innovation. Rund 25 Prozent des in Bayern erzeugten Stroms stammen heute schon aus erneuerbaren Energien. Damit nimmt Bayern bundesweit wieder eine Vorreiterrolle ein.
Auch unsere ehrgeizigen Klimaziele gehören hierher. Bis 2030 wollen wir die energiebedingten CO2-Emissionen auf unter 5 Tonnen je Einwohner und Jahr reduzieren. Mit unserem neuen Klimaprogramm 2050 entwickeln wir Klimaschutz in Bayern dafür derzeit weiter.
Mit einem neuen Biodiversitätsprogramm „Bayern 2030“ geben wir unseren Bemühungen um die Artenvielfalt neuen Schwung. Und wir investieren 3 Millionen Euro in einen neuen Ressourcen-Forschungsverbund, um Potentiale zur nachhaltigen Schonung wertvoller Ressourcen zu erforschen.
Damit wollen wir unsere bayerische Rohstoffwende vorantreiben.
Denn Nachhaltigkeit ist und bleibt Leitprinzip der bayerischen Umweltpolitik. Getreu dem Auftrag, den schon der erste bayerische Umweltminister Max Streibl formuliert hat: "… die Natur zu gestalten und zu bewahren, nicht Raubbau an ihr zu treiben, sondern sie für künftige Generationen zu erhalten."