Bayerischer Klimaschutzpreis
Ob Privatpersonen, Freizeitgruppen, Nachwuchsforschende, Hobbyerfinderinnen und -erfinder, Vereine, Betriebe oder Kommunen: Viele Menschen in Bayern engagieren sich bereits für den Klimaschutz. Sie entwickeln innovative Lösungen, neue Technologien und Produkte sowie clevere Strategien, die auch Anderen als Vorbild dienen und zum Nachahmen inspirieren können. Um dieses Engagement zu würdigen, verleiht der Bayerische Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz jährlich einen Klimaschutzpreis an natürliche Personen (engagierte Vorbilder im Privaten) oder juristische Personen (Unternehmen, Betriebe, Kommunen, eingetragene Vereine etc.), die sich in Bayern um den Schutz des Klimas oder die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels besonders verdient gemacht haben. Der Bayerische Klimaschutzpreis ist im Artikel 11 des Bayerischen Klimaschutzgesetzes verankert.
Im Rahmen einer Vorschlagsphase sind alle eingeladen, engagierte Personen mit Bezug zu Bayern vorzuschlagen. Dies bedeutet: Entweder haben die Teilnehmenden ihren dauerhaften Haupt(wohn)sitz im Freistaat oder sie engagieren sich in Bayern für den Klimaschutz oder für die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels. Die Initiative sollte bereits laufen und messbare Ergebnisse aufweisen. Geehrt werden Initiativen mit einem stimmigen Gesamtkonzept. Bei der Auswahl wird unter anderem auf folgende Kriterien geachtet: Originalität, Innovation, Übertragbarkeit auf Dritte, Nachhaltigkeit, Kontinuität sowie Transparenz bzgl. Projektentwicklung, -umsetzung und Resultaten.
Der bayerische Klimaschutzpreis ist 2025 mit insgesamt 25.000 Euro dotiert. Die Landesagentur für Energie und Klimaschutz (LENK) im Landesamt für Umwelt (LfU) organisiert den Wettbewerb. Im Jahr 2021 wurde der Klimaschutzpreis erstmals ausgelobt. Die Ausgezeichneten erhalten zudem eine Preisskulptur und einen Imagefilm über das ausgezeichnete Projekt.
Preisträgerinnen und Preisträger 2025
Ratisbona Handelsimmobilien (Regensburg): RATISBONA.ECO.OUTDOOR
Das inhabergeführte Immobilienunternehmen legt bei seinen Bauprojekten einen starken Fokus auf Ressourcenschonung und Kreislauffähigkeit. Dabei hat sich das Regensburger Familienunternehmen ganz auf das Segment der Immobilien für den Handel spezialisiert. Sie bezeichnen sich selbst als Öko-Pioniere und wollen mit Ihrer Arbeit Verantwortung übernehmen, Vorurteile abbauen und zur Bauwende beitragen. Mit dem RATISBONA. ECO.OUTDOOR-Konzept führt Ratisbona Handelsimmobilien das eigene Leitbild des zirkulären Bauens von Lebensmittelmärkten konsequent in den Außenbereich fort. Gemeinsam mit Landschaftspflegeverbänden gestalten sie die Außenanlagen so, dass sie naturnah und ökoeffektiv sind, den versiegelten Flächenverbrauch und Wärmeinseln reduzieren und die natürliche Versickerung stärken. Mittels modularer Zusammensetzung können die Außenanlagen je nach örtlichen Gegebenheiten wie etwa Platzbedarf, Bodenbeschaffenheit oder Hanglagen flexibel angepasst werden. Zu den 10 verschiedenen Modulen gehören verschiedene klimaresiliente und hitzebeständige Pflanzen und kleine Habitat- und Biotopelemente wie Totholz, Sandlinsen, Vogelschutzhecken, Eidechsenburgen und lehmige Mulden, die zur Förderung der Biodiversität beitragen. So werden ungenutzte Flächen in nachhaltige Lebensräume verwandelt. Neben naturbasierten Maßnahmen werden auch helle Rasenfugensteine oder energetische Maßnahmen wie beispielsweise die Errichtung einer PV-Anlage auf einem Carport zum Laden von E-Autos mitgedacht. Darüber hinaus werden Marktbesucherinnen und -besucher ebenso wie die Mitarbeitenden über die Kreisläufe im Allgemeinen und die getroffenen Maßnahmen auf hölzernen Schautafeln informiert. Im Supermarkt werden Menschen aus verschiedensten gesellschaftlichen Schichten gleichzeitig angesprochen.
Laudatio Ratisbona Handelsimmobilien
Liebe Frau Vesenjak, lieber Herr Knoke, was früher der kleine Tante Emma-Laden war, ist heute der große Supermarkt. Die Folgen dieser Entwicklung: Ein höherer Flächenbedarf! Die stärkere Versiegelung nimmt Tieren und Pflanzen Lebensraum, fördert Wärmeinseln und mindert die natürliche Versickerung. Dass es auch anders geht, zeigen Sie eindrucksvoll!
Ihr Unternehmen baut Immobilien für den Handel mit Fokus auf Ressourcenschonung und Kreislauffähigkeit. Mit Ihrem ECO.OUTDOOR-Konzept gestalten Sie den Außenbereich von Supermärkten konsequent in Richtung Schwammstadt: Versickerung, Verdunstung und Rückhalt statt Kanalisation! Dafür arbeiten Sie mit Landschaftspflegeverbänden zusammen. Und nutzen verschiedene Module. Unter anderem klimaresiliente Pflanzen, Retentionsflächen, Sickermulden, und Klimasteine für den Parkplatz. Kleine Habitat- und Biotopelemente fördern die Biodiversität.
Zusätzlich informieren Sie Marktbesucher und Mitarbeitende auf Schautafeln über die Maßnahmen. Und inspirieren sie, es Ihnen gleich zu tun. Ihr Konzept ist ein Meilenstein für die Baubranche, dem viele folgen sollten. Für Ihre vorbildliche Idee und Umsetzung zeichne ich Sie mit dem Bayerischen Klimaschutzpreis 2025 aus! Als besondere Neuerung gehört in diesem Jahr erstmals ein Setzling des Baums des Jahres 2025, der sogenannten Amerikanischen Rot-Eiche, zur Preisübergabe – ein Baum, der mit seiner Robustheit und seiner eindrucksvollen Herbstfärbung für Widerstandsfähigkeit und Zukunft steht. Herzlichen Glückwunsch!
Clemens Thielen und Jan Boeckmann (Straubing):AKUT Anreizsysteme zur Kommunalen Überflutungsvorsorge
Das im Rahmen eines Forschungsprojekt am TUM Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit (2019 - 2022) entstandene Projekt AKUT verwendet modernste Optimierungs- und KI-Verfahren, um Starkregengefahrenkarten und effiziente Starkregenvorsorgekonzepte vollautomatisiert zu erstellen und interaktiv zu visualisieren. Teils lebensbedrohliche Starkregenereignisse nehmen im Rahmen des Klimawandels sowohl in ihrer Intensität als auch in ihrer Häufigkeit stark zu. Auch in Bayern sind hierdurch in den vergangenen Jahren bereits erhebliche Schäden entstanden. Zielgruppe des Projektes sind vor allem Kommunen, die sich durch die Entwicklung von optimalen Starkregenvorsorgekonzepten gegen die Gefahren von Starkregenereignissen schützen möchten. Solche Vorsorgekonzepte müssen bisher manuell berechnet und erstellt werden. Gemeinsam mit Projektpartnern aus Wissenschaft und Praxis wurde eine Web-Applikation entwickelt, die Kommunen erstmals eine automatisierte und kostenlose Erstellung ermöglicht, was insbesondere kleinen Kommunen, die nur ein geringes Budget für die Planung zur Verfügung haben zugutekommt. Dabei werden Risikokarten auf Gebäudeebene mit einer hydrologisch-hydrodynamischen Modellierung erstellt und anhand der örtlichen Gegebenheiten und Budgetvorgaben die effektivsten Schutzmaßnahmen als Empfehlungen für die Kommunen vorgestellt. Dazu zählen beispielsweise Rückhaltebecken, Leitgräben und Dämme, die die vorhandene Infrastruktur bestmöglich schützen sollen. Das Tool findet auch in der Lehre und Risikobewertung Anwendung. In die Software sind die flächendeckenden Daten aus dem Bayernatlas eingebunden. Die Webanwendung mit öffentlichem VPN-Zugriff wurde bereits von über 30 Institutionen deutschlandweit genutzt, um Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel zu erarbeiten.
Laudatio Clemens Thielen und Jan Boeckmann
Lieber Herr Dr. Boeckmann, lieber Herr Prof. Dr. Thielen, wir spüren den Klimawandel immer stärker! Ein Symptom: Starkregenereignisse nehmen an Häufigkeit und Intensität deutlich zu. Häufig mit verheerenden Auswirkungen. Aber wir können uns darauf vorbereiten – auch dank Ihrer hervorragenden Arbeit!
Sie haben im Rahmen eines Forschungsprojekts am TUM Campus Straubing zusammen mit Partnern eine Web-Applikation entwickelt. Diese erstellt und visualisiert vollautomatisch Starkregen-Gefahrenkarten und Vorsorgekonzepte.
Zielgruppe sind vor allem kleine Kommunen. Das neue Tool erstellt die Konzepte kostenlos! Es schlägt auf Grundlage der Vor-Ort-Bedingungen und Budgetvorgaben die effektivsten Schutzmaßnahmen vor. Zum Beispiel Rückhaltebecken, Leitgräben und Dämme, die die Infrastruktur schützen. Schon über 30 Institutionen haben das Tool genutzt, um Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel zu erarbeiten. Und es wirkt auch psychologisch: Man schaut beim Vorbeifahren anders auf Gewässer und dort getroffene Maßnahmen. Mein Dank und meine Anerkennung für Ihre hervorragende Arbeit! Sie haben ein Universalwerkzeug der Klimaanpassung entwickelt, das dabei hilft, Schäden an Hab und Gut und Leib und Leben zu verhindern. Dafür haben Sie den Bayerischen Klimaschutzpreis 2025 verdient!
Übrig e.V. (Freising):Café Übrig
Das Café Übrig wurde 2021 eröffnet und ist nach wie vor das erste und einzige Foodsharing-Café in Bayern. Betrieben wird es vom Übrig e.V., der sich ganzheitlich mit dem Thema Ressourcenwertschätzung befasst und dieses in die Mitte der Gesellschaft tragen möchte. In Deutschland werden ca. 11 Mio. Tonnen Lebensmittel pro Jahr weggeworfen (BMEL), wovon mit ca. 58% der größte Anteil bei Privathaushalten liegt. Um daher nicht nur beim Handel anzusetzen, ist zentraler Teil des Cafés ein sogenannter "Fairteiler", über den Privatpersonen übrige Lebensmittel teilen und mitnehmen können. Das Team kocht und backt aus vor der Tonne bewahrten Lebensmitteln Herzhaftes und Kuchen, die kostenlos vor Ort verspeist werden können. Lediglich Grundzutaten wie Öl und Gewürze werden zugekauft. Das gemütliche Café ist zentral in Freising gelegen und es haben dort etwa 25 Personen gleichzeitig Platz. Für die Getränke in Bioqualität gilt: »Zahl, wie viel du kannst«. Ein Richtpreis gibt Orientierung, was kostendeckend wäre, aber die Entscheidung trifft jede und jeder selbst. Darüber hinaus finanziert sich der Verein durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Förderungen. Das solidarische System ermöglicht es, dass ein Cafébesuch allen offen steht partizipativ, niedrigschwellig und ganz nebenbei aufklärend. Neben dem regulären Café-Betrieb finden regelmäßig Veranstaltungen, Stammtische und Vorträge statt. Diese reichen von Workshops zum Haltbarmachen von Lebensmitteln, zu veganer Ernährung und solidarischer Landwirtschaft bis hin zu Kochkursen mit geretteten Lebensmitteln. Ein weiterer Meilenstein ihrer Bildungsarbeit war das 2024 veröffentlichte Kinderbuch Super Mörio rettet die Ernte, welches in den Schultüten tausender Grundschülerinnen und -schüler in Bayern landete, um Lebensmittelwertschätzung bereits den Kleinsten spielerisch nahe zu bringen.
Laudatio Übrig e. V.
Liebe Frau Wirth, lieber Herr Stenzl, bei Ihrem Café Übrig in Freising ist der Name Programm! Sie sorgen dafür, dass übrig gebliebene Lebensmittel nicht im Müll landen. Ein enorm wichtiger Beitrag zum Klimaschutz!
Lebensmittelverschwendung ist für 10 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich! Ein Fakt, der viele von uns überrascht. Hier setzen Sie beim Café Übrig an. Zentrales Element ist ein sogenannter „Fairteiler“. Darüber können Privatpersonen übrige Lebensmittel teilen und mitnehmen. Ihr Team kocht und backt aus den geretteten Lebensmitteln Herzhaftes und Kuchen. Dies können die Gäste kostenlos vor Ort verspeisen.
Neben dem Café-Betrieb führen Sie Veranstaltungen durch. Von Workshops zum Haltbarmachen von Lebensmitteln bis hin zu Kochkursen mit geretteten Lebensmitteln. 2024 haben Sie das Kinderbuch „Super Mörio rettet die Ernte“ veröffentlicht. Es vermittelt Kindern, Lebensmittel wert zu schätzen. Und landete zurecht in den Schultüten tausender bayerischer Grundschüler.
Mit Ihrem Café haben Sie ein imposantes Klimaschutz-Mitmach-Projekt geschaffen! Sie reduzieren Treibhausgase, leisten Bildungsarbeit – und machen Menschen glücklich. Dafür zeichne ich Sie mit dem Bayerischen Klimaschutzpreis 2025 aus! Wegen des überwiegend ehrenamtlichen Engagements hat Ihr Projekt den größten Anteil des Preisgeldes verdient. Herzlichen Glückwunsch!
Brauerei zum Kuchlbauer GmbH & Co. KG (Abensberg):Kuchlbauers Weissbier-Quartier+
Mit Kuchlbauers Weissbier-Quartier+ hat die Brauerei ein nachhaltiges Logistikzentrum außerhalb der Innenstadt gebaut, das 2024 eröffnet wurde. Man wollte nicht nur ein funktionales, sondern auch ein ökologisch und sozial wertvolles Areal schaffen für Produkt, Mitarbeitende, Kunden und die Umwelt. Der Begriff "Quartier" steht dabei symbolisch für dieses Werksgelände, während das "+" das Ziel repräsentiert, das Gebäude klimapositiv zu betreiben. Es wird mehr Energie produziert als verbraucht wird; mehr Kohlenstoff gebunden, als CO2 emittiert wird. Mit dem Projekt sollen Unternehmen ermutigt werden, auf vermeintlich günstigere, erdölbasierte Materialien zu verzichten und in energieeffiziente Bauweisen zu investieren - nicht nur aus ökologischer Verantwortung, sondern auch mit Blick auf langfristige wirtschaftliche Stabilität, Unabhängigkeit und Wettbewerbsfähigkeit. Ebenso soll durch das Projekt ein Mehrwert für die Mitarbeitenden und die Region geschaffen werden. 80% der Aufträge wurden in der Region vergeben. Zu den umgesetzten Maßnahmen zählen die Vollholzbauweise und das recycelte Fundament des Gebäudes, Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen mit hoher Recyclingfähigkeit bzw. ein generell geringer Materialeinsatz und optimale Tageslicht- und Flächennutzung. Smarte Energiekonzepte und eine gute Dämmung machen sich bezahlt - nach einem Jahr Betriebszeit mussten kaum Heizung noch Kühlung aktiviert werden und der Großteil des eigenerzeugten Stroms aus PV- und Windenergieanlagen konnte ins öffentliche Netz gespeist werden. Auch der Außenbereich steht mit einer Totholzfläche, Bienenstöcken (Pflege durch Azubis), einer Zisterne und Streuobstwiese im Einklang mit der Natur. Das Projekt zeigt, wie aktiver Klimaschutz in jeder Branche machbar ist. Im Rahmen eines Quartiersfestivals werden Nachhaltigkeit, Kultur und Gemeinschaft vereint und regionale Vereine und Künstler zur Mitgestaltung eingeladen.
Laudatio Brauerei zum Kuchlbauer GmbH & Co. KG
Lieber Herr Horsch, dass Sie einen Turm bauen können, haben Sie schon bewiesen: Ihr Hundertwasser-Turm in Abensberg ist ein echter Hingucker und Besuchermagnet! Mit Ihrem Weissbier-Quartier+ kommt jetzt ein Klimaschutz-Leuchtturm erster Klasse dazu!
Das klimapositive Logistikzentrum soll mehr CO2 kompensieren als es verursacht. Dafür haben Sie alle Hebel in Bewegung gesetzt: Vollholz-Bauweise, ein recyceltes Fundament, recyclebare Baustoffe, eine optimale Tageslicht- und Flächennutzung und ein geringer Materialeinsatz.
Dazu kommen eine gute Dämmung und selbsterzeugter Photovoltaik-Strom. Den Außenbereich haben Sie mit einer Totholzfläche, Bienenstöcken, einer Zisterne und Streuobstwiese naturnah gestaltet. Positiv auch: Sie haben 80% der Aufträge in der Region vergeben! Und trotz Fachkräftemangel Initiativbewerbungen erhalten. Das zeigt: Sie pushen die Wirtschaft vor Ort. Bei Ihnen sind Klimaschutz und Nachhaltigkeit keine leeren Worthülsen. Sie handeln! Sie bauen und wirtschaften im Einklang mit der Natur. Und machen Ihr Unternehmen zukunftsfit. Mein Dank und meine Anerkennung für Ihr großartiges Engagement! Herzlichen Glückwunsch zum Bayerischen Klimaschutzpreis 2025.
