Integrierte Produktpolitik (IPP)
Das IPP-Konzept
Die Integrierte Produktpolitik (IPP) betrachtet das Produkt und dessen Auswirkungen auf die Umwelt während des gesamten Lebensweges – beginnend beim Produktdesign und der Herstellung über die Verwendung bis zur Entsorgung. Sie ist eine umfassende Strategie zur systematischen und kontinuierlichen Verminderung von Umweltauswirkungen, die von Produkten über ihren gesamten Lebensweg ausgehen. Dieser Verbesserungsprozess verlangt die gleichzeitige Berücksichtigung von Umwelt- und Wirtschaftsaspekten sowie möglichst auch sozialer Gesichtspunkte. IPP bringt damit Ökologie und Ökonomie unter einen Hut; sie konkretisiert das Vorsorgeprinzip des Nachhaltigkeitskonzepts und leistet einen Beitrag zum Ressourcen- und Klimaschutz.
IPP unterscheidet sich somit grundsätzlich vom nachsorgenden Umweltschutz, der in den letzten Jahren die Qualität unserer Umwelt zwar bedeutend verbessert hat, jedoch vor allem auf die Verminderung von Schadstoffeinträgen in die verschiedenen Umweltmedien ausgerichtet ist (End of Pipe-Technologie).
Der mit IPP angestrebte vorsorgende Umweltschutz zeichnet sich besonders durch die Vernetzung und Integration der unterschiedlichen Akteure aus. Ziel ist es Know-How zu bündeln und Synergien zu schaffen. Dabei zielt IPP bewusst auf die Disziplinen übergreifende Vernetzung von Akteuren aus Wirtschaft und Handel, Wissenschaft und Politik, von Verbrauchern und Verbänden, um ein möglichst breites Wissensspektrum abzudecken und den gesamten Lebensweg von Produkten von Beginn an zu optimieren.
Prinzipien der Integrierten Produktpolitik
Die enge Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure wird durch drei Prinzipien der IPP unterstützt:
Kommunikation
Möglichst viele der am Produktlebensweg beteiligten Akteure verständigen sich auf gemeinsame Ziele und Vorgehensweisen. Innerhalb der Wirtschaft findet insbesondere zwischen Zulieferern und Herstellern ein ständiger Informations- und Wissensaustausch statt, der – ergänzt durch den Dialog und das Feedback mit Wissenschaft, Handel, Verbrauchern und ggf. dem Staat – mehr gegenseitiges Verständnis und eine bessere Abstimmung der jeweiligen Bedürfnisse zum Ergebnis hat.
Kooperation
Für eine Verbesserung von Produkten, die auf die Betrachtung des Lebenswegs abzielt, ist die Zusammenarbeit der genannten Akteure erforderlich. Ansatzpunkte und Umsetzungswege für IPP können nicht isoliert oder nur unternehmensintern erarbeitet werden. Die vielfältigen und spezifischen Kenntnisse sowie Erfahrungen der Partner erleichtern und beschleunigen umfassende Produktinnovationen. Wirkungszusammenhänge auf vor- und nachgelagerten Stufen im Produktlebenszyklus können frühzeitig erkannt und beeinflusst werden.
Integration
IPP strebt ein Denken in Lebenszyklen an – der gesamte Lebensweg eines Produkts wird unter ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten betrachtet. Umweltverbesserungen an einer Stelle des Lebenswegs werden nicht zu Lasten anderer Phasen erzielt, indem Probleme zwischen Umweltmedien, Disziplinen, Regionen, Partnern oder Generationen lediglich verlagert werden.
Akteure im Lebenszyklus eines Produkts sind z. B. Logistik, Handel, Vertriebspartner, Fachpresse, Dienstleister, Kundendienst, Entsorger und Nutzer/Verbraucher, die Gestaltungsmöglichkeiten durch unmittelbaren oder mittelbaren Einfluss auf das betrachtete Produktsystem haben. Der Staat nimmt lediglich eine den Prozess anstoßende und begleitende, höchstens aber eine moderierende und unterstützende Rolle zwischen den beteiligten Akteuren ein.
Stoffflussmanagement

Stoffflussmanagement stellt ein wesentliches Instrument zur Umsetzung einer IPP in Unternehmen dar. Mit Stoffflussmanagement (SFM) werden Stoff- und Energieflüsse in einem Unternehmen analysiert und damit Verbesserungs- und Einsparpotenziale aufgedeckt. Ziel ist es, den Stoff-und Energieeinsatz effizienter zu gestalten und Stoffkreisläufe zu schließen.
IPP im Umweltpakt Bayern
Im aktuellen Umweltpakt Bayern wurden von Seiten der Bayerischen Staatsregierung und der Bayerischen Wirtschaft insgesamt 8 Zusagen zum Thema IPP und Ressourceneffizienz gemacht, die bis 2020 umgesetzt werden.
Der Arbeitsausschuss des Umweltpaktes richtete das Arbeitsforum „Nachhaltige Ressourcennutzung und Integrierte Produktpolitik (IPP)“ ein. In den Sitzungen des Arbeitsforums werden aktuelle Problemstellungen diskutiert, praktikable Vorschläge für eine gemeinsame Problemlösung von Staat und Wirtschaft ermittelt, Projekte initiiert und Beispiele guter Praxis ausgetauscht.
IPP in der Praxis
Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) förderte in erheblichem finanziellen Umfang Pilotprojekte, in denen Methoden, Techniken und Instrumente zur praktischen Umsetzung von IPP jeweils an konkreten Beispielen aus der Praxis untersucht und entwickelt wurden. Seit 2000 wurden insgesamt 23 Projekte gemeinsam mit der bayerischen Wirtschaft durchgeführt.
Die Forschungsvorhaben decken folgende Aktionsfelder ab:
- Identifikation, Anwendung und Weiterentwicklung von Grundlagen, übertragbaren Methoden, Techniken und Instrumenten zur praktischen Umsetzung der IPP
- Schaffung von Demonstrationsobjekten und -produkten als konkrete Beispiele für IPP-gerechtes Handeln,
- Zusammenarbeit mit bedeutenden bayerischen Wirtschaftsbranchen (z. B. Bau- und Automobilbranche), mit Unternehmen unterschiedlicher Größenklassen sowie mit Kommunen
- Thematisierung von verschiedenen Produktarten, z. B. Investitionsgüter, Ge-/Verbrauchsgüter, Dienstleistungen
- Integration etablierter (Umwelt-) Managementsysteme in das Konzept der IPP
- Untersuchung von Marketingstrategien für unter IPP-Aspekten hergestellte Produkte.
IPP-Pilotprojekte
Das StMUV förderte zahlreiche Pilotprojekte. Unterstützt wurden die Aufwendungen eines (wissenschaftlichen) Projektkoordinators, der für die Erarbeitung übertragbarer Ergebnisse der gemeinsamen Projektzielsetzung verantwortlich war.
Die beteiligten Projektpartner trugen ihre Aufwendungen selbst und profitieren naturgemäß von der exemplarischen Anwendung am konkret betrachteten Beispiel-Produktsystem.
Thema |
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Projektinhalte |
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Straßenbeleuchtung | ![]() |
Welche Möglichkeiten der Modernisierung von Straßenbeleuchtung gibt es? | Details |
Klima- und Ressourcenschutz im Betrieb | ![]() |
In acht branchenspezifischen Workshops für „IPP-Einsteiger“ und „Fortgeschrittene“ wurde Unternehmensvertretern der umfassende produktbezogene Ansatz der IPP nahegebracht. | Details |
Energieeffiziente Antriebe | ![]() |
Erschließung der Energieeinsparpotenziale in elektrischen Antriebssystemen | Details |
Papierindustrie | ![]() |
Ökoeffizienzanalyse von Reststoffströmen der Papierindustrie | Details |
IPP-Transfer – Barrieren und ihre Überwindung | ![]() |
Analyse der bestehenden Anwendungsbarrieren und Entwicklung von Lösungen zur Überwindung der Hindernisse | Details |
Material- und Energieeinsparung | ![]() |
Material- und Energieeinsparung in kleinen und mittelgroßen Unternehmen mit Hilfe von "Stoffflussmanagement" | Details |
IPP Schulungskonzept | ![]() |
Erarbeitung eines Schulungskonzepts zur Verbreitung der IPP-Inhalte und dessen Anwendung in ausgewählten Unternehmen | Details |
IPP Leitfäden | ![]() |
Einsatz von IPP-Leitfäden in der Praxis am Beispiel von 18 Unternehmen und der Stadt Landsberg am Lech | Details |
Gebäudesanierung | ![]() |
Bewertung und Steuerung von Gebäudesanierungsmaßnahmen mithilfe spezieller Software und der Methodik der Ökobilanzierung | Details |
Produktpanel als Instrument der IPP | ![]() |
Anhand des konkreten Produktlebenswegs eines Fussballschuhs wurden die Kommunikations- und Kooperationsprozesse definiert, um bereits in der Entwicklungs- und Designphase eine Verbesserung der Umweltauswirkungen des Produkts zu erreichen | Details |
Produktgremium als Instrument der IPP | ![]() |
Ermittlung ökologischer und ökonomischer Verbesserungspotenziale und deren praktische Umsetzung am Beispiel Küche | Details |
Simulationstechnik | ![]() |
Die Verringerung der Prototypenzahl in der Produktentwicklung bringt Kostensenkung, Zeit- und Materialersparnis | Details |
Bodenstaubsauger | ![]() |
Mit dem Prototypen eines Haushaltsstaubsaugers liegt das weltweit erste nach IPP-Kriterien entwickelte Produkt vor. | Details |
IPP in Marketingkonzepten | ![]() |
Entwicklung von übertragbaren Marketingkonzepten für IPP-gerechte Produkte und zugehörige Dienstleistungen. Unternehmen sollen damit in die Lage versetzt werden, in ihren Marketingaktivitäten Aspekte der IPP zu berücksichtigen und erfolgreich am Markt zu nutzen. | Details |
IPP in Managementsystemen | ![]() |
Unter Beteiligung der Wirtschaft wurden diejenigen Prozesse und Strukturen in etablierten Managementsystemen identifiziert, an denen IPP-relevante Schlüsselentscheidungen fallen bzw. die IPP relevante Auswirkungen haben. Daraus abgeleitet wurden Implementierungsstrategien entwickelt. | Details |
IPP - Bewertung durch Kombination von Ökobilanz und Kostenanalyse | ![]() |
Am konkreten Anwendungsfall wurde erprobt, inwieweit die Methodik der kombinierten Ökobilanzierung und Kostenanalyse beispielsweise in Form einer Ökoeffizienzanalyse als Entscheidungshilfe und Indikator für IPP-gerechte Lösungen dienen und auch auf andere Branchen und Anwendungsfelder übertragen werden kann | Details |
Medizintechnik | ![]() |
Einrichtung eines Systems zur Rücknahme gebrauchter Anlagen aus dem Markt, deren Reparatur, Aufarbeitung und evtl. Funktionserweiterung, um sie in qualitativ einwandfreiem Zustand der erneuten Verwendung zuführen zu können | Details |
IPP in kleinen und mittleren Unternehmen | ![]() |
Der Einsatz von IPP in kleinen und mittleren Unternehmen bei knappen personellen und zeitlichen Ressourcen | Details |
IPP - Management ökologischer Produktentwicklung | ![]() |
Erstellung eines Leitfadens, der Unternehmen u.a. mithilfe eines Fragenkatalogs Unterstützung beim Einstieg in die IPP-Thematik bieten soll | Details |
Automobil | ![]() |
IPP - Instrumente aus der Praxis am Beispiel Automobil | Details |