Situation und Herausforderungen für Bayern

Der Rohstoffverbrauch und die Nutzung von Rohstoffen steigen weltweit.
Der Rohstoffverbrauch nimmt weltweit stark zu. Im Jahr 2017 lag der weltweite Rohstoffverbrauch bei ca. 88 Milliarden Tonnen. Bei einer prognostizierten Weltbevölkerung von über 9 Milliarden Menschen im Jahr 2050 und einer rasanten wirtschaftlichen Entwicklung der Schwellenländer ist davon auszugehen, dass die Rohstoffnachfrage weiterhin stark zunehmen wird. Damit übersteigt die Nutzung von natürlichen Ressourcen die ökologische Tragfähigkeit der Erde deutlich. Der Weltressourcenrat (eingesetzt von den Vereinten Nationen) prognostiziert bei anhaltenden Trends und dem Fehlen von Gegenmaßnahmen eine Verdoppelung des Ressourcenverbrauchs bis zum Jahr 2050.
Grafik - Ages of Energy

Häufig genutzte Elemente in Energiepfaden (von 1700 bis 2000)
Bildquelle: Zepf V., Reller A. et. al. 2012
Die Anzahl der genutzten chemischen Elemente ist stark angestiegen bzw. hat im Laufe der Jahre stark zugenommen. Die moderne Industriegesellschaft greift heutzutage auf rund 90 Elemente und damit auf über 80 Prozent der Elemente des Periodensystems zurück. Die zunehmende Technisierung der Gesellschaft führt zu einer steigenden Materialdiversität (Vielfalt an Materialien und Materialkomplexen). Viele der genutzten Stoffe und Materialien sind aufgrund der Nutzung in Kleinstmengen und durch Vermischung schwer wiedergewinnbar oder verteilen sich unwiederbringlich in unserer Umwelt - letzteres wird als Dissipation bezeichnet (lateinisch: dissipare = zerstreuen). Solche Materialkomplexe wie sie bspw. in technologischen Gerätschaften zu finden sind, erfordern aufwendige, komplexe und dadurch häufig noch nicht wirtschaftlichen Recyclingverfahren.
Ein besonders aktuelles und anschauliches Beispiel für die Problematik der Dissipation ist Mikroplastik in Gewässern und Böden, also kleinste Plastikpartikel die z. B. in Kosmetikartikeln als Schleif- oder Füllstoffe bewusst eingesetzt werden. Sie entstehen aber auch durch Abrieb und Zersetzung von größeren Plastikteilen, beispielsweise Plastikgegenständen, oder aus Kunstfasern hergestellten Kleidungsstücken wie Fleecepullovern.
Bayern ist insbesondere bei High-Tech-Metallen abhängig von Rohstoffimporten.

Bayern verfügt über erhebliche Vorkommen an mineralischen Massenrohstoffen (sog. Steine und Erden), die insbesondere für die bayerische Bauwirtschaft unverzichtbar sind. Allerdings sind diese mineralischen Rohstoffe nur in begrenztem Maß nutzbar und die Vorkommen regional begrenzt.
Für alle anderen Stoffe - insbesondere bei den für die Hightech-Industrie wichtigen Metalle und speziellen Industriemineralen – ist Bayern fast ausschließlich auf Importe angewiesen. Für viele dieser Rohstoffe bestehen zunehmend Versorgungsrisiken beispielsweise aufgrund von Handelsbeschränkungen oder politisch instabilen Verhältnissen in den Förderländern. Gleichzeitig ist die Umweltbelastung bei der Förderung dieser Rohstoffe nicht zu vernachlässigen.